Wir konzentrieren uns auf die Behandlung seltener Erbkrankheiten, die eine immense Belastung für die betroffenen Kinder, deren Eltern und das Pflegepersonal darstellen und für die es bislang kaum oder keine Therapiermöglichkeiten gibt oder diese nur unzureichend oder mit schweren Nebenwirkungen vergesellschaftet sind. Erfahrenen Sie mehr über die Krankheiten, an denen wir mit großem Einsatz und wegweisenden Technologien forschen und warum wir das Gefühl betroffener Familien teilen, dass die Entwicklung neuer Therapieoptionen im Besonderen für seltene Erkrankungen vorangetrieben werden muss.
Neurometabolische Störungen umfassen eine Gruppe von Krankheiten, die durch Störungen in Hirnfunktion und -Stoffwechsel oder dem Prozess, durch dem im Körper Nahrung in Energie umgewandelt wird, charakterisiert werden.
Die Metachromatische Leukodystrophie (MLD) ist eine seltene und lebensbedrohliche Erbkrankheit im Stoffwechselsystem des menschlichen Körpers. Die MLD wird durch eine Mutation im Arylsulfatase-A (ARSA)-Gen verursacht und führt zu einer Anhäufung von Fetten – den sog. Sulfatiden – im Gehirn und in anderen Teilen des Körpers, darunter Leber, Gallenblase und Nieren. Im Laufe der Zeit wird das Nervensystem geschädigt. Die von MLD betroffenen Kinder zeigen neurologische Probleme wie motorische, verhaltensbezogene und kognitive Entwicklungsrückschritte, schwere Spastizität und Krampfanfälle. Es fällt ihnen zunehmend schwerer, sich eigenständig zu bewegen, zu sprechen, zu schlucken, zu essen und zu sehen. Gegenwärtig gibt es keine wirksamen Therapiemöglichkeiten für MLD. Schätzungsweise 50% der Kinder mit der aggressivsten MLD Form sterben innerhalb von fünf Jahren nach Ausbruch der Krankheit. Es wird geschätzt, dass die MLD bei etwa einer von 100.000 Lebendgeburten auftritt.
Eine genetische Mutation, die zur Anhäufung von Fetten, den sog. Sulfatiden, führt.
Verlust der sensorischen, motorischen und kognitiven Funktion.
Schätzungsweise die Hälfte der Kinder mit der aggressivsten Form der MLD stirbt innerhalb von fünf Jahren nach dem Ausbruch der Krankheit.
Quellen: Mahmood et al. Metachromatic Leukodystrophy: A Case of Triplets with the Late Infantile Variant and a Systematic Review of the Literature. Journal of Child Neurology 2010; Kehrer et al. The natural course of gross motor deterioration in metachromatic leukodystrophy. Dev Med Child Neurol. 2011.
Die Mukopolysaccharidose Typ I (MPS-I) ist eine seltene, neurometabolische Erberkrankung, die durch einen Mangel des lysosomalen Enzyms Alpha-L-Liduronidase (IDUA) verursacht wird, welches für den Abbau von Zuckermolekülen, den sogenannten Glykosaminoglykanen (auch als GAGs bekannt), erforderlich ist. Die Anhäufung von GAGs in den verschiedenen Organsystemen führt zu Symptomen wie neurokognitiver Beeinträchtigung, Skelettdeformitäten, Verlust von Seh- und Hörvermögen sowie kardiovaskulären und pulmonalen Komplikationen. MPS-I tritt insgesamt mit einer geschätzten Häufigkeit von einer von 100.000 Lebendgeburten auf. Es gibt drei Subtypen von MPS-I; etwa 60% der Kinder, die mit MPS-I geboren werden, haben den schwersten Subtyp, das so genannte Hurler-Syndrom und leben unbehandelt selten über das 10. Lebensjahr hinaus.
Eine genetische Mutation führt zu einer Anhäufung von komplexen Kohlenhydraten, den so genannten Glykosaminoglykanen.
Neurologische, skelettale und kardiovaskuläre Probleme.
Kinder, die mit der schwersten Form von MPS-I geboren werden, sterben in der Regel vor dem Erreichen des 10. Lebensjahrs.
Quellen: Beck et al. The Natural History of MPS I: Global Perspectives from the MPS I Registry. Genetics in Medicine 2014, 16(10), 759.; Beck et al. The Natural History of MPS I: Global Perspectives from the MPS I Registry. Genetics in Medicine 2014, 16(10), 759.
Die Mukopolysaccharidose Typ IIIA (MPS-IIIA, auch bekannt als Sanfilippo-Syndrom Typ A) ist eine seltene und lebensbedrohliche Stoffwechselerkrankung. Menschen mit MPS-IIIA werden mit einer Mutation im N-Sulphoglucosamin-Sulfohydrolase-Gen (SGSH) geboren, welches normalerweise dem Körper beim Abbau von Zuckermolekülen, den sog. Glykosaminoglykanen (veraltet: Mukopolysaccharide), hilft. Die Ablagerungen von Glykosaminoglykanen im Gehirn und anderen Geweben führt zu geistiger Behinderung und zum Verlust der motorischen Funktion. MPS-IIIA tritt bei etwa einer von 100.000 Lebendgeburten auf. Die Lebenserwartung von Kindern, die mit MPS-IIIA geboren werden, wird auf 10-25 Jahre geschätzt.
Eine genetische Mutation, die zu einer Ablagerung von Zuckermolekülen, den sog. Glykosaminoglykanen (veraltet: Mukopolysaccharide), führt.
Progressive geistige Behinderung und Verlust der motorischen Funktion.
Kinder, die mit MPS-IIIA geboren werden leben selten bis ins späte Erwachsenenalter.
Quelle: Lavery, C., Hendriksz, C.J. & Jones, S.A. Mortality in patients with Sanfilippo syndrome. Orphanet J Rare Dis 12, 168 (2017) doi:10.1186/s13023-017-0717-y
Primäre Immundefekte sind eine Gruppe von seltenen, genetisch bedingten Erkrankungen, bei denen das Immunsystem nicht richtig funktioniert, was zu häufigen, oft lebensbedrohlichen Infektionen führt.
Der durch Adenosin-Deaminasemangel verursachte schwere kombinierte Immundefekt (ADA-SCID) ist eine seltene, lebensbedrohliche Erbkrankheit des Immunsystems, die durch Mutationen im Enzym Adenosin-Deaminase (ADA) bedingt ist und eine fehlende oder nur minimal ausgeprägte Entwicklung des Immunsystems zur Folge hat. Die ersten Symptome von ADA-SCID manifestieren sich typischerweise während des Säuglingsalters mit schweren wiederkehrenden bakteriellen, viralen oder Pilzinfektionen und allgemeinen Gedeihstörungen. Ohne Behandlung kann die Erkrankung innerhalb der ersten zwei Lebensjahre tödlich sein. Die Inzidenz von ADA-SCID wird derzeit auf eine von 500.000 Lebendgeburten in den USA und zwischen einer von 200.000 und einer von 1 Million in Europa geschätzt.
Eine genetische Mutation, die das Absterben vor allem von Lymphozyten zufolge hat.
Häufige, schwere Infektionen sowie nicht-immunologische Symptome, einschließlich solcher, die das Magen-Darm-, Skelett- und Nervensystem betreffen.
Kinder, die mit ADA-SCID geboren werden, sterben typischerweise unbehandelt vor dem Erreichen des 2. Lebensjahres.
Quellen: Orphanet. SCID due to ADA deficiency.; Whitmore KV, Gaspar HB. Front Immunol. 2016;7:314.; Kwan A et al. JAMA. 2014;312:729-738.; Sauer AV, et al. Front Immunol. 2012;3:265.; Kwan A, et al. JAMA. 2014;312:729-738.
Das Wiskott-Aldrich-Syndrom (WAS) ist eine lebensbedrohliche, vererbbare Immunkrankheit, die vor allem Männer betrifft und durch wiederkehrende und schwere Infektionen, Autoimmunität, Hautausschläge und schwere Blutungen gekennzeichnet ist. Sie wird durch eine Mutation in dem Gen verursacht, welches das WAS-Protein produziert. Dies führt zu einer Störung der Funktion der weißen Blutkörperchen und zu einer erniedrigten Anzahl an Blutplättchen (Thrombopenie). Unbehandelt beträgt die mediane Überlebenszeit für mit WAS geborene Kinder 14 Jahre. Die weltweite Inzidenz von WAS wird auf etwa eine von 100.000 männlichen Geburten pro Jahr geschätzt.
Eine genetische Mutation, welche die Blutzellen beeinflusst.
Wiederkehrende, schwere Infektionen und schwere Blutungsepisoden.
Unbehandelt beträgt die mediane Überlebenszeit für Kinder mit WAS 14 Jahre.
Quelle: Malik MA, Masab M. Wiskott-Aldrich Syndrome. [Updated 2019 Jun 22]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2019 Jan-. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK539838/
Hämoglobinopathien sind eine Gruppe von Erbkrankheiten, bei denen ein Gendefekt die Fähigkeit des Körpers zur Produktion funktionsfähiger roter Blutkörperchen beeinträchtigt.
Die beta-Thalassämie ist eine genetische Blutkrankheit, die durch Mutationen im beta-Globin-Gen verursacht wird. Die Folge der Mutation sind dysfunktionale rote Blutkörperchen. Es sind über 300 Mutationen im beta-Globin-Gen bekannt, die verschiedene Formen der Beta-Thalassämie mit unterschiedlichem Schweregrad verursachen. Die schädlichsten Mutationen verursachen das fast vollständige Fehlen von beta-Globin, was zu einem kompletten Unterbleiben der Hämoglobinproduktion führt. Um zu überleben erhalten diese Patienten Erythrozytentransfusionen in Kombination mit einer Behandlung zur Entfernung von überschüssigem Eisen aus dem Körper, welches durch die Transfusionen zugeführt wird. Die Knochenmarkstransplantation von kompatiblen Spendern stellen eine weitere Therapieoption dar. Die weltweite Inzidenz der transfusionsabhängigen beta-Thalassämie wird auf etwa 20.000 Geburten pro Jahr geschätzt, mit einer globalen Prävalenz von etwa 288.000 Patienten.
Eine genetische Mutation, die die Hämoglobinproduktion beeinflusst.
Müdigkeit, Schwäche und blasse Haut.
Quelle: Modell et al. Global epidemiology of haemoglobin disorders and derived service indicators. Bull World Health Organ. 2008.